Foto | Photo: Jörg Hejkal
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Anke Doberauer

Malerei

31.10.2009 – 31.01.2010

Mit dieser Ausstellung, dem ersten Projekt, das die Kuratorin Ute Riese für die Kunsthalle Gießen kuratiert hat, präsentieren wir Ihnen eine Malerin, die in Hessen geboren und aufgewachsen ist und mit ihrer sehr individuellen malerischen Konzeption seit über 20 Jahren auf dem internationalen Markt erfolgreich arbeitet. Anke Doberauer, geb. 1962 in Bad Homburg v.d.H. studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig Malerei, schloss dort 1991 als Meisterschülerin ab und ist seit 2003 selbst Professorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Anke Doberauers Bilder sind in renommierten Museen und Privatsammlungen vertreten, so z.B. im MMK in Frankfurt oder im Museum der Moderne in Salzburg.
 
Das spektakuläre 8 m breite und 2 m hohe Gemälde Sunset mit seinen 11 lebensgroßen Rückenfiguren, welches erstmals 2006 auf der Art Unlimited in Basel präsentiert wurde, ist im Besitz einer niederländischen Privatsammlung, die es für die Gießener Ausstellung letztmalig zur Verfügung gestellt hat, da es seinen Platz dann in einem privaten Theater finden wird. In Sunset wird auf einen Blick die malerische Konzeption Anke Doberauers deutlich: Sie verbindet eine klassisch angelegte, akademische Ölmalerei mit Bezug auf traditionelle malerische Motive und Genres (Rückenfigur, Porträt, Profilansicht, Panoramathema) mit Aspekten, die auf moderne Methoden der Bilderzeugung und Bildwiedergabe rekurrieren. Der Verweis auf RGB-Farbräume, die als Grundlage zur Darstellung von Farbbildern mittels Bildschirmen, Displays und Videoprojektoren dienen oder der Einsatz von Neonleuchtfarben zeigt Doberauers Reflexion des Mediums Malerei und ihrer Durchdringung von traditioneller und zeitgenössischer malerischer Technologie.
So wie die großen Maler aller Zeiten immer auch an neuer Technik und den neuen Erkenntnissen zur Bildentstehung interessiert waren, so bezieht auch Doberauers Malerei die aktuellen Möglichkeiten und Erscheinungsformen der Bildentstehung von digitaler Optik und Fototechnik mit ein und gewinnt daraus ihre zeitgemäße Bedeutung.
 
In der Porträtserie der 16 Studenten verbindet die Professorin Doberauer ihre eigene Existenz als Malerin mit ihrer Arbeit als Lehrende und fügt dieser eine ganz neue Dimension hinzu, in der die Begegnung von Lehrer und Lernenden auf eine heute durchaus ungewöhnliche Weise erweitert wird. Durch den zeitintensiven Prozess des Malens und Beobachtens entsteht ein besonderer Dialog mit den Studierenden. Ebenso stellt sie sich mit ihrer Porträtmalerei der Kritik der von ihr porträtierten Studenten ganz unmittelbar.
Gerade in der Kunsthalle der Universitätsstadt Gießen, mit ihrem hohen Anteil von fast 20 Prozent studentischer Einwohner, kann diese Porträtserie einen besonderen Sinn entfalten: Ganz ähnlichen jungen Menschen könnte man ebenso hier auf den Straßen oder auf dem Campus der Justus-Liebig-Universität begegnen.
Für die Gießener Ausstellung ist außerdem ein ganz neues großformatiges Gemälde entstanden, das in Korrespondenz mit Sunset eine Aufsehen erregende Kombination ergibt, die die Malerin für die Gießener Ausstellung inszeniert hat. Das ca. 6 m breite und 3 m hohe Bild Die Badenden entstand diesen Sommer in Marseille unter dem Einfluss des spezifischen Lichts Südfrankreichs und der mediterranen Atmosphäre. Es greift ebenfalls einen traditionsreichen Bildtypus auf, der bereits von der Antike bis hin zu Cézanne und Picasso bearbeitet wurde und formuliert diesen für die heutige Zeit neu. In der Werkentwicklung von Anke Doberauer tauchen hier neue Aspekte auf, so eine spontanere Pinselschrift und eine offenere Formgestaltung. Erstmals hier in der Kunsthalle Gießen präsentiert, stellt die Malerin Doberauer auch eine neue inhaltliche Fokussierung auf die großen einfachen und wiederkehrenden Themen der menschlichen Existenz zur Diskussion. Weitere wichtige Bildserien der Künstlerin wie die 8 Magnifizenzen, die 1997 im Auftrag der Universität Jena entstanden sind, sowie die Bildserie 14 Forscher, 1998 sind ebenfalls in dieser Ausstellung zu sehen, sowie auch das aktuellen Werk RGB.
 
Dass auch heute nicht nur die Fotografie und der Film diejenigen Medien sind, die unsere Zeit und unser Erleben dokumentieren, kommentieren und archivieren, sondern auch die durch eine jahrtausendalte Erfahrung angereicherte künstlerische Technik der Malerei immer noch ihren Platz behauptet und eigene, unverwechselbare visuelle Erlebnisräume für den Betrachter erzeugt, das zeigt diese Ausstellung von Anke Doberauer in der Kunsthalle Gießen. Die großräumige Szenerie der neugebauten Kunsthalle Gießen nimmt die raumgreifenden Formate Anke Doberauers in sich auf und bietet ihnen Raum, in dem diese zugleich traditionelle und zeitgemäße malerische Konzeption zur Geltung und Entfaltung kommen kann.