INSIDEOUT
#2 Veit Laurent Kurz
1.–28. März 2021
Kuratiert von Gesine Borcherdt
Wie erspüren wir unsichtbare Gefahr? Wo sitzt sie und was sind ihre Folgen? Das Thema Kontamination beschäftigt Veit Laurent Kurz (geboren 1985 in Erbach, lebt und arbeitet in Berlin) schon seit seiner Kindheit: Beim Spielen im Wald und am Wasser spürt er unsichtbare Geister, die Übelkeit und Halsschmerzen auslösen. Heute sind seine Dilldappszwergenartige, deformierte Figuren, von denen etwas Toxisches ausgeht. Eingebettet in apokalyptische Szenarien aus Plastikpflanzen, Möbel- und Bauteilen, oft getränkt mit giftgrüner Flüssigkeit wirken sie wie Untote, von denen etwas Märchenhaftes ausgeht – und die ganze Räume in den Abgrund reißen.
Für INSIDEOUT im Schaufenster der Kunsthalle Gießen hat der Künstler eine Installation aus seiner Werkserie Herba 4 aufgebaut, die er immer wieder abwandelt: Bemalte Wandpaneele und turmartige Architekturen aus Styropor, die einen seltsamen, moosig-floralen Bewuchs aufweisen, sind über Schläuche zusammengeschlossen wie eine große Destillationsmaschine. Herba 4 – ein fiktives Elixier, das durch das Rohrsystem hindurch gepumpt wird – fungiert für den Künstler abwechselnd als Kräuterextrakt, als Gift, als Halluzinogen oder gar als fiktiver Impfstoff. Wahlweise gehen also eine tödliche oder eine vitalisierende Wirkung von ihm aus. Wenn Herba 4 wie eine radioaktive, ausgelaufene Flüssigkeit den Boden bedeckt, so gleicht die Szenerie einem Chemielabor, in dem ein Unfall passiert ist – Faszination und Furcht fließen ineinander.
Herba 4 gibt Rätsel auf: Stehen magische oder medizinische Kräfte dahinter? Die paradoxe Verbindung von Technologie und Zauber, von Natur und Maschine, von Organik und Künstlichkeit taucht im Werk von Veit Laurent Kurz immer wieder auf – ebenso wie der Dilldapp, der so etwas wie sein Alter Ego ist. Die folkloristisch-karnevaleske Kreatur hat verschiedene Herkunftsgeschichten. Die eine liegt – wie die Heimat des Künstlers – im Hunsrück. Der Dilldapp kommt auch in der gleichnamigen Geschichte von Clemens Brentano vor, einem Hauptvertreter der deutschen Romantik: Sie erzählt von einem Jungen, der wegen seiner Dummheit von zu Hause fortgejagt wird und fortan bei einem Ungeheuer lebt, das ihm Zaubertricks beibringt. Für den Künstler verkörpert er das Unerklärbare, das im Gegensatz zur Wissenschaft und zu statisch festgelegten Lösungen steht.
Veit Laurent Kurz (*1985 in Erbach) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und an der Städelschule in Frankfurt. Seine letzten Einzelausstellungen fanden u.a. im Kunstverein Nürnberg (2019) und in der Städtischen Galerie Delmenhorst (2017) statt. Zudem nahm er u.a. an den Gruppenausstellungen DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath, Kerpen (2020) sowie Made in Germany Drei im Sprengel Museum und der Kestner Gesellschaft Hannover (2017) teil.
Gesine Borcherdt ist Kunstjournalistin und Kuratorin und lebt in Berlin. Sie ist Autorin bei der Welt, Welt am Sonntag, BLAU International und AD Germany und war leitende Redakteurin des Kunstmagazins BLAU. Von 2014 bis 2019 war sie als Kuratorin des Kunstraums Capri in Düsseldorf tätig. 2020 kuratierte sie die Ausstellung DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath in Kerpen. Derzeit arbeitet sie an einem Interviewbuch mit VALIE EXPORT.
Für INSIDEOUT im Schaufenster der Kunsthalle Gießen hat der Künstler eine Installation aus seiner Werkserie Herba 4 aufgebaut, die er immer wieder abwandelt: Bemalte Wandpaneele und turmartige Architekturen aus Styropor, die einen seltsamen, moosig-floralen Bewuchs aufweisen, sind über Schläuche zusammengeschlossen wie eine große Destillationsmaschine. Herba 4 – ein fiktives Elixier, das durch das Rohrsystem hindurch gepumpt wird – fungiert für den Künstler abwechselnd als Kräuterextrakt, als Gift, als Halluzinogen oder gar als fiktiver Impfstoff. Wahlweise gehen also eine tödliche oder eine vitalisierende Wirkung von ihm aus. Wenn Herba 4 wie eine radioaktive, ausgelaufene Flüssigkeit den Boden bedeckt, so gleicht die Szenerie einem Chemielabor, in dem ein Unfall passiert ist – Faszination und Furcht fließen ineinander.
Herba 4 gibt Rätsel auf: Stehen magische oder medizinische Kräfte dahinter? Die paradoxe Verbindung von Technologie und Zauber, von Natur und Maschine, von Organik und Künstlichkeit taucht im Werk von Veit Laurent Kurz immer wieder auf – ebenso wie der Dilldapp, der so etwas wie sein Alter Ego ist. Die folkloristisch-karnevaleske Kreatur hat verschiedene Herkunftsgeschichten. Die eine liegt – wie die Heimat des Künstlers – im Hunsrück. Der Dilldapp kommt auch in der gleichnamigen Geschichte von Clemens Brentano vor, einem Hauptvertreter der deutschen Romantik: Sie erzählt von einem Jungen, der wegen seiner Dummheit von zu Hause fortgejagt wird und fortan bei einem Ungeheuer lebt, das ihm Zaubertricks beibringt. Für den Künstler verkörpert er das Unerklärbare, das im Gegensatz zur Wissenschaft und zu statisch festgelegten Lösungen steht.
Veit Laurent Kurz (*1985 in Erbach) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und an der Städelschule in Frankfurt. Seine letzten Einzelausstellungen fanden u.a. im Kunstverein Nürnberg (2019) und in der Städtischen Galerie Delmenhorst (2017) statt. Zudem nahm er u.a. an den Gruppenausstellungen DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath, Kerpen (2020) sowie Made in Germany Drei im Sprengel Museum und der Kestner Gesellschaft Hannover (2017) teil.
Gesine Borcherdt ist Kunstjournalistin und Kuratorin und lebt in Berlin. Sie ist Autorin bei der Welt, Welt am Sonntag, BLAU International und AD Germany und war leitende Redakteurin des Kunstmagazins BLAU. Von 2014 bis 2019 war sie als Kuratorin des Kunstraums Capri in Düsseldorf tätig. 2020 kuratierte sie die Ausstellung DREAM BABY DREAM im Haus Mödrath in Kerpen. Derzeit arbeitet sie an einem Interviewbuch mit VALIE EXPORT.