Abb.: Vincent Haiges, Die Leiche eines toten russischen Soldaten im Auto eines Suchtrupps, Voznesenk, 15.03.2022. Courtesy Vincent Haiges.
Abb.: Vincent Haiges, Ein Einzelgrab, nur mit „187“ gekennzeichnet. Bislang wurden 445 Einzelgräber auf dem Massengrab in der Nähe von Izium entdeckt. Izium, 17.09.2022. Courtesy Vincent Haiges.

Darstellungen Exzessiver Gewalt – zwischen Verstörung und Attraktion

Eine digitale Ausstellung

25. – 30.10.2024

mit
Christoph Bangert
Arlette Bashizi
Vincent Haiges
Kubra Khademi


Zur Ausstellung
Hinweis: Die Beiträge beinhalten deutliche Aspekte von Gewalt

Wie können Darstellungen von Gewalt dabei helfen, Sichtbarkeit herzustellen und für Konflikte sensibilisieren? Gibt es Grenzen des Zeigbaren und wo verlaufen sie? Wie kann und soll seelisches Leid visualisiert werden? Mit der digitalen Ausstellung, die anlässlich des Dialogpanels „Darstellungen Exzessiver Gewalt. Zwischen Verstörung und Attraktion“ in Kooperation mit dem interdisziplinären Forschungszentrum TraCe („Transformations of Political Violence“) zu sehen ist, nimmt die Kunsthalle Giessen diese Fragen in den Blick.

Wir präsentieren die fotografische Serie „Survivors“ der kongolesischen Dokumentarfotografin Arlette BASHIZI, die Dokumentation der Performance „Armor“ (2015, Kabul, Afghanistan) der im Pariser Exil lebenden afghanischen Künstlerin Kubra Khademi, Fotografien des international tätigen Kriegsfotografen Vincent Haiges sowie einen Auszug des Fotobuchs „War Porn“ des Kriegsreporters Christoph Bangert.

Die Ausstellung ist zugänglich über einen QR Code, den Instagram-Account der Kunsthalle Giessen sowie die Kunsthallen-Website.
Die Onlineausstellung findet begleitend zum Dialogpanel
DARSTELLUNGEN EXZESSIVER GEWALT – ZWISCHEN VERSTÖRUNG UND ATTRAKTION statt und ist eine Kooperation mit
TraCe Forschungszentrum Transformations of Political Violence
TraCe wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Teilnehmer*innen

Christoph Bangert

Christoph Bangert (*1978 in Daun in der Eifel) arbeitet als Fotograf, Autor und Pädagoge. Er studierte Fotojournalismus und Dokumentarfotografie am International Center of Photography in New York. Seit seinem Abschluss hat er u.a. in Afghanistan, Palästina, Libanon, Japan, Nigeria und Irak fotografiert.

Seine Bilder sind in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung, der Zeit, Cicero, GEO, Stern, Neon, Spiegel, Time, Newsweek, New Yorker und dem New York Times Magazine erschienen. Im Auftrag der New York Times dokumentierte er von 2005 bis 2013 die Kriege in Afghanistan und Irak. Seine Arbeiten wurden unter anderem mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.

Bangert ist Autor mehrerer Bücher, darunter War Porn (Kehrer 2014), hello camel (Kehrer 2016), Rumors of War (Kehrer 2021) und The Fotobus Manual (Eigensinn 2022). Er ist Professor für Fotografie an der Fachhochschule Hannover und Gründer der Fotobus Society, einem der größten gemeinnützigen Fotostudentenprojekte weltweit.

Arlette Bashizi

Arlette BASHIZI ist eine preisgekrönte Dokumentarfotografin und Fotojournalistin, die in Goma, Demokratische Republik Kongo, geboren wurde und derzeit dort lebt. Sie konzentriert sich auf Themen in den Bereichen Gesundheit, Umwelt und Kultur, wobei sie den Menschen, insbesondere Frauen und Jugendliche, in den Mittelpunkt ihrer Geschichten stellt.

In den letzten Jahren hat sie sich mit Themen befasst, die von der Gewinnung seltener Mineralien zur Befriedigung der westlichen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bis hin zu den Auswirkungen des Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo in Tigray und den zerstörerischen Folgen des Klimawandels in der Region reichen. Ihr Projekt „Survivors“ wurde im Rahmen des World Press Photo Contest 2024 ausgezeichnet. 
       
Im Jahr 2020 beteiligte sich Bashizi an dem Gemeinschaftsprojekt Congo in Conversation von Finbarr O’Reilly, das den Beginn ihrer beruflichen Laufbahn markierte. Seitdem arbeitet sie für Zeitungen wie The New York Times, The Washington Post und The New Humanitarian. Sie ist Mitarbeiterin der Nachrichtenagentur Reuters und arbeitet als Beraterin für internationale Organisationen.

Vincent Haiges

Abb.: Vincent Haiges
Vincent Haiges ist ein Dokumentarfotograf aus Berlin. Er hat einen Master in Politikwissenschaften von der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London.

Seine Arbeit konzentriert sich auf bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Fluchtgeschichten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika.

Seine Fotografien sind u.a. in Die Zeit, Spiegel, De Morgen, Foreign Policy, The Guardian, Volkskrant und in Zusammenarbeit mit Ärzte ohne Grenzen, den Vereinten Nationen und der Universität Hamburg erschienen.

Haiges Fotografien wurden auf der London Design Biennale (UK), dem Baghdad Contemporary Arts Festival (Irak), im Artizon Museum (Japan), im Bethanien Kunsthaus (Deutschland) und im Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung ausgestellt.
In diesem Jahr wurde seine Arbeit mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.

Haiges über seine Arbeit: „Ich finde, es ist das Ziel, das Grauen durch Geschichten für Betrachter und Betrachterinnen vorstellbar zu machen. Es sich vorzustellen, was es bedeutet, in so einer Situation zu leben.“

Kubra Khademi

Abb.: Kubra Khademi
Kubra Khademi ist eine 1989 geborene Hazara-Künstlerin und Performerin aus Afghanistan. Kubra Khademi erforscht in ihren Arbeiten ihr Leben als Flüchtling und als Frau. Sie studierte Bildende Kunst an der Universität Kabul, bevor sie an die Beaconhouse University in Lahore, Pakistan, ging. Dort begann sie, öffentliche Performances zu kreieren, eine Praxis, die sie nach ihrer Rückkehr nach Kabul fortsetzte, als Reaktion auf eine von Männern dominierte Gesellschaft mit extrem patriarchalischer Politik. Nach der Hinrichtung ihrer Performance „Armor“ im Jahr 2015 war sie gezwungen, aus dem Land zu fliehen. Sie suchte Zuflucht in Frankreich und erhielt 2020 die französische Staatsbürgerschaft. Heute lebt und arbeitet sie in Paris. 2016 erhielt sie den Titel eines Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres. Sie wurde für die Emerige Revelations 2019 nominiert und ist die Gewinnerin des 1%-Kunstmarktes der Stadt Paris 2020.

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen öffentlichen und privaten Institutionen gezeigt, darunter das Ludwig Museum (Köln, 2023), die Sydney Biennale (2024), das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (2021), die Fondation Kadist (Paris, 2022), die Collection Lambert (Avignon, 2022), die Mill6 Foundation (Hong Kong, 2023), Musée de l’Immigration (2022), Bangkok Biennale (2020), Institut du Monde Arabe (2022), Mediterranean Museum Stockholm (2023), Les Abattoirs, Musées – Frac Occitanie (2023), MuCEM (2019), Centre Wallonie-Bruxelles (2019), Fondation Fiminco (2021), Kunsthalle Dessau (2023), Kunsthalle Thun (2022). Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern präsentierte 2022 ihre erste Einzelausstellung in Europa und veröffentlichte zu diesem Anlass eine dreisprachige Monografie auf Französisch, Englisch und Deutsch.

Seit 2016 unterstützt Latitudes Contemporaines in Lille die Entwicklung ihrer Performance-Projekte. Ihre jüngsten künstlerischen Kreationen wurden im Théâtre de la Ville in Paris, im Bauhaus Dessau, auf der Documenta in Kassel, im Centre Pompidou-Metz, im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, im Palais de Tokyo, im TNG in Lyon, in der Condition Publique (Roubaix), im Musée de la Danse (Rennes), auf dem Bergen International Festival, in der Collection Lambert und im öffentlichen Raum internationaler Städte (Paris, Brüssel, Lille, Bordeaux, Genf usw.) präsentiert.